Kinderbuchautorin Sandra Schindler weiß, warum Kinder die besseren Vorbilder in Beziehungsfragen sind
1. Echtheit
Kinder sind der Inbegriff authentischer Gefühle: Sind sie traurig, lassen sie ihren Tränen freien Lauf. Haben sie sich zu wenig bewegt, können ihre Beine nicht mehr stillhalten. Wenn sie etwas möchten, dann sofort, ganz besonders, wenn es um ihre Grundbedürfnisse geht: Nahrung, Nähe, Liebe, Geborgenheit. Wer möchte darauf schon gerne lange warten?
Sind sie fröhlich, kann das jeder sehen. Wenn jemand sie verunsichert oder ängstigt, ziehen sie sich zurück oder suchen bei Menschen ihres Vertrauens Halt. Kinder haben keine Angst, ihre Gefühle zu zeigen, denn sie kommen nicht nur aus der Liebe, sondern sie sind die Liebe selbst.
Und die Erwachsenen? Wir vergeuden Jahre unseres Lebens damit, uns zu verbiegen und zu verstellen, in der Hoffnung, damit dauerhaft einen Partner an uns zu binden, anstatt es wie die Kinder zu halten – mit dem Wissen, dass wir gerade für unsere authentische Seite geliebt werden.
2. Ehrlichkeit
Kinder sagen die ungeschönte Wahrheit, denn sie folgen ihrer Intuition. Manchmal wird das unangenehm für die Erwachsenen, weil sie gelernt haben, Ehrlichkeit in gewissen Situationen auszublenden, während die Kinder auf diese Anstandsregeln pfeifen.
Aber sagt der Nachwuchs nicht auch ganz oft von sich aus positive Dinge, wie: „Mama/Papa, ich hab dich lieb!“? Und das aus tiefstem Herzen und vor allem unabhängig davon, wie daneben sich die Eltern (und vielleicht auch die Kinder) am Tag zuvor benommen haben?
Kleine Menschen können verzeihen. Sie sind nicht nachtragend. Und sie haben begriffen, dass Ehrlichkeit die einzige langfristige Basis für eine gute Beziehung ist, denn wer nicht ehrlich ist (und damit meine ich auch die Ehrlichkeit gegenüber sich selbst), dem muss das Universum den Spiegel vorhalten und Menschen schicken, die es mit der Ehrlichkeit auch nicht so genau nehmen. Ehrlichkeit kann wehtun, aber Unaufrichtigkeit ist das, was langfristig wesentlich mehr weh täte.