Freunde sind mehr als liebe Zusatzmenschen im Leben. Wir brauchen sie, um glücklich zu sein, wie Wissenschaftler jetzt rausgefunden haben
Ich wohne in Hamburg zwischen dem Schanzenviertel und der Reeperbahn – und habe deshalb das Glück, den ganzen Tag Touristen beobachten zu können. Dabei ist mir eine Sache schon länger aufgefallen: Die Menschen, die in Gruppen rumlaufen, sehen meistens glücklicher aus als Paare, die allein unterwegs sind und sich beim Essen anschweigen.
Sind nun die Beziehungen zufälligerweise alle kreuzunglücklich oder woran kann das liegen? Tatsächlich bin ich lange davon ausgegangen, dass die Liebe zwischen zwei Menschen nicht tief genug sei. Aber jetzt habe ich eine Studie gelesen, bei der ich ins Grübeln gekommen bin.
Unser Gehirn braucht Freunde, um glücklich zu sein
Wissenschaftler der Universität von Virginia in den USA haben herausgefunden, dass unser Gehirn Freunde liebt und sogar braucht. Gute Gespräche mit nahestehenden Menschen sorgen dafür, dass der Hypothalamus mehr vom Hormon Oxytocin ausschütte, was uns glücklich macht. Nachweislich reduzieren Freunde Stress und wir werden schmerzunempfindlicher. Außerdem erscheine uns ein Hindernis weniger schlimm, wenn wir daran denken würden, wie Freunde uns helfen könnten. Diese Effekte bringe ein Partner allein nicht auf.
Diese Überlegung macht auch Sinn, wenn wir an unsere Ursprünge zurückdenken. In der Entwicklung des Menschen haben die einzelnen ja gar nicht in romantischen Zweierbeziehungen zusammengehockt, sondern waren auf die Gruppe angewiesen. Im Gehirn des Homo Sapiens – so fasst auch der Trendforscher Matthias Horx zusammen – entwickelte sich die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen: Gefühle zu erkennen, nachzuempfinden und zu deuten. Die Gemeinschaft und das gegenseitige Verständnis war schließlich unser Wettbewerbsvorteil. Wenn man sich einen frühzeitlichen Menschen neben einem Säbelzahntiger vorstellt, wird das ziemlich deutlich. Erst einmal liegen die schärferen Argumente sicher auf Seiten des Tigers, wenn der Mensch nicht seine mitfühlenden Freunde gehabt hätte …