Handbremse bei Vollgas

Nach einem misslungenen Auftakt erlebten sie einen umso gelungeneren Höhenflug. Aber für unsere anonyme Autorin ließ der freie Fall nicht lange auf sich warten

Ich sitze im Bus auf dem Weg nach Hause. Über 600 Kilometer. Ich hatte es schon geahnt. Nicht nur das Wochenende ist vorbei, sondern auch unsere kurze, aber dennoch intensive Beziehung. Nach einem solchen Höhenflug, da kann der freie Fall nicht lange auf sich warten lassen.

Heute ist es ziemlich genau vier Wochen her, dass wir uns in einer noch lauen Spätsommernacht das erste Mal gesehen haben. Schon draußen vor der Kneipe hast du mich permanent angeschaut und dann deine Chance ergriffen, als ich später alleine an der Bar saß. Nach ziemlich viel Alkohol und amüsanten Gesprächen gingen wir gemeinsam zu mir.

Eine Horrornacht. Du warst durch und durch ein Arschloch. Wie gerne hätte ich dich mehrfach rausgeschmissen, doch du warst so betrunken, hilflos und ich hatte deinen Kollegen versprochen, dass du morgens um 07:30 Uhr pünktlich zum Dienst antrittst. Nach deiner Nummer habe ich am Morgen nicht gefragt. Ich dachte es läuft wie so oft nur auf eine einzige Nacht hinaus und du hast mich ohnehin genervt.

Doch am nächsten Morgen kam eine Nachricht von dir und mit dem neuen Tag ein neuer Typ Mann. Du warst so lieb und charmant, so dass ich bei der Frage nach einem zweiten Treffen Bauchkribbeln bekam. Doch schnell folgte der nächste Schlag ins Gesicht. Du warst mit deiner Dienstgruppe nur für dieses Wochenende in der Stadt. Dennoch wolltest du ein zweites Treffen.

Es war die Nacht unseres Lebens. Dieses Mal ohne Beleidigungen, stattdessen mit zahlreichen Liebesbekundungen. Dich am nächsten Morgen gehen lassen zu müssen war jetzt auf einmal der Horror. Es folgte eine Woche des spärlichen Kontakts, weil du bei einem Teamtraining in den Bergen keinen Empfang hattest. Für dich war das wohl schlimmer als für mich, weil du Angst hattest, dass ich denke, dass du kein Interesse hättest.


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