Thorsten Wittke lebt in der Region Deutschlands, in der Fußball beinahe religiös verehrt wird. Doch seine Beziehung würde er bei aller Begeisterung nicht auf dem Altar des Ballsports opfern und rät allen Männern zu mehr Einsatz als einem flüchtigen Kuss in der Halbzeitpause
»Echte Liebe«. So lautet der Slogan meines Lieblingsfußballvereins. Dagegen kontert der größte Rivale »Wir leben dich«. Fußball emotionalisiert. Fast alle Männer. Und mittlerweile auch einige Frauen, die den Sport für sich entdeckt haben. Die meisten von ihnen schütteln aber immer noch den Kopf darüber, wie man(n) sich für ein Spiel begeistern kann, in dem 22 erwachsene Männer in kurzen Hosen 90 Minuten einem Ball hinterherlaufen. Deshalb steckt, besonders in der heutigen Zeit, eine Menge Konfliktpotenzial im runden Leder.
Das war früher nicht so gravierend. Als ich aufwuchs, war der Samstag klar geregelt. Papa hat um 15:30 Uhr den Wagen in der Auffahrt gewaschen und dabei die Fußballkonferenz im Radio gehört. Um 18:00 Uhr kam in der ARD die Sportschau und wenn er Glück hatte und die Samstagabend-Familienshow schon zu Ende war, durfte er um 22:00 Uhr noch das Aktuelle Sportstudio im Zweiten sehen. Den Rest der Woche gab es keinen Fußball. Außer ab und zu mal ein Länderspiel oder UEFA-Cup. Ansonsten gehörte Papa der Familie.