Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander sein. Bewegt sich einer auf den anderen zu, entfernt der sich. Mit diesem Brief will unsere anonyme Autorin endlich Ruhe für ihr Herz finden und abschließen
Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll, weil ich nicht weiß, wo es anfängt, wo es endet. Ich habe inzwischen beschlossen, dass dich dieser Brief nie erreichen wird. Zu oft standen wir schon an dem Punkt, am Beginn und manchmal am Ende. Manchmal wussten wir beide nicht, was es denn nun war. Aber ich glaube, wir müssen damit aufhören, uns das immer wieder anzutun.
Wir können wohl nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander sein. Das ist die Hölle. Und inzwischen glaube ich, dass dieser Brief nichts ändern würde, weil du noch immer nicht weißt, was du willst. So oft habe ich den ersten Schritt gemacht. Zu oft. Ich kämpfe gegen Windmühlen, kämpfe vergeblich um eine neue Chance.
Wenn ich mich dir entziehe, vermisst du mich, meldest du dich. Wenn ich da bin, stößt du mich weg. Lässt du mich nicht los, hältst mich nicht fest. Ein immerwährender Abschied seit Jahren. Abschiede ohne echten Abschied sind die schlimmsten. Die Erkenntnis, dass Liebe manchmal nicht ausreicht. Und ein ewiges „Schade, dass es nicht geklappt hat!“ schwingt unentwegt mit.
Dich am Samstag wiederzusehen war schrecklich und schön zugleich. Ich habe viel über das nachgedacht, was du gesagt hast. „Du hast doch dasselbe gemacht vor zwei Jahren, weißt du noch, was du alles zu mir gesagt hast, wie du mich weggestoßen hast …“ Ja, natürlich weiß ich das noch. Alles. Und ich vermag es nicht, all das zu ändern. Auch wenn ich gerne möchte. Das habe ich dir ja sehr oft versucht zu sagen, zu zeigen. Ich vermag nichts davon rückgängig zu machen.
Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich, wie glücklich wir hätten sein können. Dass wir seit über fünf Jahren Seite an Seite unser Leben hätten bestreiten können, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich habe versucht, herauszufinden, warum ich das zerstört habe. Zwei Mal. Ich glaube, die Gründe sind so banal, dass ich mich heute dafür schäme. Weil ich immer aus Angst und nicht aus Liebe heraus gehandelt habe und nur dachte, ich würde es aus Liebe tun.
Ich hatte Angst, dass uns der Altersunterschied irgendwann das Genick bricht. Dass du dich irgendwann von mir abwendest, weil ich zu alt bin, weil du dich noch nicht ausgetobt hast. Ich habe eine Entscheidung für dich getroffen, der ich mich niemals hätte ermächtigen sollen. Denn du hast dich für mich entschieden und ich war nicht in der Lage, das zu glauben und anzunehmen.