Wir schaffen das gemeinsam

Anne und Sebastian haben sich gefunden – und ein gemeinsames Ziel. Sie helfen Menschen in den abgelegensten Regionen der Welt. Dazu sind sie 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr zusammen. In diesem Gastbeitrag erzählen sie von ihrer Mission und ihrer Liebe

„Möchtest Du mich heiraten?“, fragte er mich plötzlich. Stille. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich schaue mich kurz um. Die Sonne glitzert im Schnee, wir sind umgeben von einer atemberaubenden Berglandschaft, tibetische Gebetsflaggen wehen im Wind. Ich höre meine Atmung und fühle, dass ich erschöpft bin. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie er mir einen Ring hinhält. „Möchtest Du meine Frau werden?“, wiederholt er und grinst dabei über beide Ohren.

Ich schaue ihn ungläubig an, gleichzeitig fängt mein Herz an Luftsprünge zu machen. „Ja!“, antworte ich kurz darauf. Vielleicht hemmt der fehlende Sauerstoff meine Reaktionsgeschwindigkeit, denn wir befinden uns gerade auf knapp 5.500m Höhe und wandern seit Wochen durch einsame Berglandschaften des höchsten Gebirges der Welt … Und hoch oben, mitten im Himalaya, am höchsten Punkt unserer Wanderung durch Nepal, macht er mir diesen wunderschönen Heiratsantrag.

Er, das ist Sebastian und mittlerweile mein Mann. Und ich bin übrigens Anne. Geheiratet haben wir zwei Jahre später an unserem absoluten Lieblingsort – der wunderschönen Provence in Südfrankreich. Vier Tage später brachten uns das Flugzeug von Marseille nach Sankt Petersburg, die Transsibirische Eisenbahn bis an den Baikalsee, ein weiteres Flugzeug nach Thailand und der Bus nach Kambodscha.

In Kambodscha angekommen, bestaunen wir den kulturellen Reichtum des Landes und sind gleichzeitig erschüttert von der Armut der Bevölkerung. Notdürftig zusammengeschraubte Wellblechhütten, zerfallene Bambushäuser, bettelnde Kinder und Alte. Wir lernen Narath kennen, einen jungen Kambodschaner. Er sammelt Stifte, Papier und Bücher für seine Schule und fragt, ob wir ihm etwas geben können. „Stifte nicht, aber Solaranlagen können wir installieren. Hat Deine Schule schon einen Stromanschluss?“, fragt Sebastian. Narath ist von dieser Antwort mehr als verblüfft, aber nach einer kurzen Denkpause leuchten seine Augen. „Meine Schule hat Licht, aber mein Dorf nicht.“


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