Jule Blogt freut sich aufs Zusammenziehen. Doch davor steht ein melancholischer Abschied von einem quietschenden Ungetüm an: ihrem Bett
Pling, pling. Die Schrauben fallen auf den Boden und kullern über die Dielen. Wer weiß, wohin. Ich wollte sie noch auffangen, aber ich brauchte für das Lösen beide Hände am Schraubenzieher. Macht nichts, ich verwende sie nicht mehr. Ist das Bett erst abgebaut, werde ich es nicht mehr benötigen. Es ist Zeit, sich von meinem Bett zu verabschieden. Ich habe die Wohnung gekündigt und dem Mann in meinem Leben das Versprechen abgerungen, mich doch bitte nicht auf die Straße zu setzen, wenn ich mit Sack und Pack vor seiner Tür stehe. Ich wage den Schritt des Zusammenziehens.
Jedes Klirren, das die Ruhe im Raum durchbricht, ist voller Erinnerungen. Mein geliebtes Bett begleitet mich nun schon seit vielen Jahren. Es hat das Scheitern meiner vergangenen Beziehung miterleben müssen sowie die Einsamkeit, die sich danach ausbreitete. So wie mein Leben, musste ich auch mein Bett erst einmal wieder aufbauen, nachdem ich in die Single-Welt gezogen war. Wo andere Menschen Kerben in das Gestell ihres Nachtlagers machen, um sich an besondere “Bettmomente” zu erinnern, sind es für mich die Schrauben, die mich während des Lösens in meine Vergangenheit versetzen. Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie meine Mädels die schweren Teile meiner Schlafstätte in die Altbau-Dachkammer schleppen, während ich nicht so recht weiß wohin mit meinem ganzen Gefühlsbalast, der sich nach der Trennung angesammelt hat.