Der ehrliche Austausch zu einem treuen Versprechen: Unsere Autorin Julia Malz ist frisch verheiratet. Auch wenn sie im Standesamt keine Treue schwören musste, ist sie sich bewusst, dass jedes Paar die Bedeutung des Wortes für sich definieren muss
Vor kurzem habe ich ‚Ja‘ gesagt. Vor Zeugen, vor Freunden, vor meiner alten und meiner neuen Familie und einer Standesbeamtin. Ich habe ‚Ja‘ gesagt. Zu einem einzigen Mann. Es wurden Ringe getauscht. Symbole, gold und rund, für eine nun ewig währende Verbundenheit. Mit unserer Unterschrift haben wir vor dem Gesetz beurkundet, von nun an auch als rechtliche Einheit anerkannt zu sein. Der Schwur der Treue, des Achtens und des Ehrens wurde uns nicht abgenommen. Dafür bedarf es eines Vertreters der göttlichen Instanz. So ist die Gestaltung unserer Ehe im Privaten allein in unsere Hände und Herzen gelegt. Und doch ist Treue etwas, über das wir vor diesem einen, ernsthaften ‚Ja’ viel gesprochen haben.
Wir haben darüber gesprochen wer wir sind und woher wir kommen. Wer wir zu sein glauben und wer wir zu werden hoffen. Was wir uns vom anderen wünschen. Wie wir die Liebe sehen. Wie wir es mit der Treue zukünftig halten wollen. Und auch darüber, wie wir es bisher mit ihr gehalten haben.
Die Voraussetzung für ein klares ‚Ja‘ frei von Zweifeln und Ängsten ist der Glaube daran, dass der andere tatsächlich der ist, der er behauptet zu sein. Da ist es von Vorteil, wenn man in den Gesprächen vorher wenigstens einmal ganz hinten im Regal gekramt hat, wo hinter schönen Worten und freien Erkenntnissen die unbequemen Wahrheiten liegen, die man im Leben schon geschnitzt hat. Der eine hat vielleicht mal einen früheren Partner betrogen, weil er zu feige war, es zu beenden. Oder war so leichtsinnig zu glauben, dass man einseitig alles haben kann. Der andere hat wiederum erlebt, wie ein Partner sich gegen eine Liebe stellt, wenn man seine Unterstützung am meisten gebraucht hätte. Und hat sich neue Unterstützung gesucht.