Angeblich stirbt die Hoffnung zuletzt. Unsere anonyme Leserin fragt sich und ihren Partner, wie viel Kraft ihnen zum Kämpfen noch bleibt. Ein ganz besonderer Liebesbrief
Hier stehen wir. Gefangen im Nichts. Unfähig eine Entscheidung zu treffen. Gehen? Oder Bleiben? Geflohen vor der erstickenden Wolke aus Vorwürfen, in der wir sitzen, wenn wir beieinander sind. Du bist Zuhause, ich überall und nirgends. Das zarte Band des digitalen Kontakts hält uns zusammen. Je näher wir uns kommen, desto mehr stoßen wir uns ab.
Wir ertragen es nicht, den gleichen Raum zu teilen. Ertragen gleichzeitig den Gedanken nicht, vielleicht gar nichts mehr zu teilen – außer gemeinsamer Erinnerungen. An welchem Punkt gibt man auf?
Es heißt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nur, wie kann sie nach dem sterben, was den gesamten Apparat am Leben hält? Sie verendet wohl doch irgendwo vorher. Unsere Beziehung ist erkrankt. Vor vielen Monaten schon gab es die ersten Symptome. Du hast sie ignoriert. Ich habe sie dramatisiert.
Beide haben wir es dadurch nur schlimmer gemacht, bis es nicht mehr aufzuhalten war. Dabei kannten wir die Medizin die hätte helfen können: Nähe, Kommunikation, Interesse, Emotion, Zweisamkeit, Mut zur Konfrontation.
Schwankend zwischen Überdosis und Ignoranz haben wir nie die richtige Dosierung gefunden. Und jetzt sind wir an einem Punkt, an dem uns Dr. Love sagt: „Wir haben alles versucht. Sie sind austherapiert. Wir können nichts mehr für Sie tun.“ Gelähmt fragen wir „Wie lange noch?“ ohne zu realisieren, dass uns gerade der nahende Tod prophezeit wird.