Wenn gute Freunde miteinander schlafen, muss das früher oder später eigentlich schiefgehen, oder? Jana Seelig über das Konzept „friends with benefits“ und welche Auswirkungen es auf zwischenmenschliche Beziehungen hat
Wenn ich anderen Menschen erzähle, dass ich ab und zu Sex mit meinem besten Freund habe, ist ihre erste Reaktion meist: „Und das funktioniert? Ich kann mir ja nicht vorstellen, dass das lange gut geht.“ Am liebsten würde ich dann mit den Augen rollen und das Thema nicht weiter vertiefen, denn es läuft immer auf die gleiche Diskussion hinaus, an deren Ende ich mich hauptsächlich für meine Entscheidung, mit meinem besten Freund zu schlafen und so – zumindest in den Augen meines Gegenübers – unsere Freundschaft „nur für ein wenig Spaß“ zu riskieren, rechtfertigen muss. Obwohl es da eigentlich überhaupt nichts zu rechtfertigen gibt. Wir führen eine Freundschaft Plus mit Regeln. Und für uns funktioniert das Konzept gut.
Ich verstehe die Bedenken, die man uns beiden und unserer „Beziehung“ entgegenbringt, hatte ich im Vorfeld doch die gleichen Gedanken wie die Menschen, mit denen ich mich bisher darüber unterhalten habe. Lassen sich Sex und Liebe überhaupt so klar trennen? Wie soll das gehen, wenn man sich emotional sowieso schon so nah ist, wie bester Freund und beste Freundin es nun eben einmal sind? Was ist, wenn einer von beiden plötzlich mehr will? Oder der Sex einfach nicht gut ist? Verändert sich unsere Beziehung zueinander, wenn wir miteinander schlafen? Wird sie enger, oder treibt es uns als Menschen auseinander? Werden wir zu einem richtigen Paar, oder beginnen wir, einander auf den Sex zu reduzieren und das, was unsere Freundschaft eigentlich ausmacht, darüber zu verlieren?