Mit der Trennung von ihrem Mann verlor unsere anonyme Autorin auch den Kontakt zum gemeinsamen Freundeskreis. Und dann zeigte plötzlich der beste Freund des Ex-Partners an ihr Interesse. Kann daraus eine Romanze entstehen?
Plötzlich war sie da, diese Nachricht von dir. An einem sonnigen, recht warmen Donnerstagmorgen im Oktober. Es war ein gutes halbes Jahr her, dass du deinem besten Freund, meinem zukünftigen Ex-Mann, geholfen hast, seine Sachen aus unserer gemeinsamen Wohnung zu schleppen. Ich beobachtete euch, wie ihr Dinge aus der Wohnung trugt, die mir seit Jahren vertraut waren. So wie auch ihr seit Jahren einfach zu meinem Leben dazugehört habt.
Als du dich von mir verabschieden wolltest, zerriss es mir das Herz, als mir aufging, dass ich von nun an auch dich nie mehr sehen werde. „Geh einfach“, waren meine letzten Worte an dich.
In den darauffolgenden Monaten dachte ich so gut wie überhaupt nicht an dich, zu viel musste geregelt werden, Trennung und Unterhalt wollten geklärt werden, mein neues Leben als Alleinerziehende musste sich einspielen und die Scherben einer über zehnjährigen Ehe zusammengefegt werden. Neue Freunde traten in mein Leben und halfen mir, von vorne anzufangen. Ich funktionierte in diesen Monaten wie ein Roboter, war dabei aber sogar glücklich.
Bis zu diesem einen Oktobermorgen. Wie immer seit der Trennung war ich bereits um vier Uhr früh auf und wollte am Handy die für diesen Tag anstehenden Termine checken. Und da war deine Nachricht, einfach so, so unerwartet, so ehrlich und freundlich geschrieben, dass mein Herz einen Schlag aussetzte, als ich sie las.
Wie es mir inzwischen ginge, ob ich wieder glücklich wäre und ob wir uns denn mal sehen könnten, stand da und ich konnte es erst nicht glauben, dass es dein Ernst sein könnte, dass du noch an mich denkst und dich fragst, wie es mir geht. Und so haben wir den ganzen frühen Morgen hindurch getextet, bis ich dann zur Arbeit aufbrechen musste. Zeit für einen Kaffee hattest du in den nächsten Tagen nicht. Wohl aber, um immer mal wieder ausführlich zu schreiben, manchmal ernsthaft und nachdenklich, manchmal frech und lustig und gelegentlich so verdorben und sinnlich, dass ich fast den Boden unter den Füßen verlor. Immer wieder schlugst du vor, dass wir uns treffen sollten, dass du mich sehen willst, dass du bei mir sein willst – doch immer hattest du auch gleich die passende Ausrede parat, warum es jetzt gerade nicht ginge. Irgendwas war immer …