Sind Trennungen eigentlich ansteckend?

Was haben Erkältungen und Trennungen gemeinsam? Sie sind unangenehm und ansteckend. Kirsten Schwieger geht der Frage nach, warum das so ist

In Ihrem Bekanntenkreis haben sich in letzter Zeit mehrere Paare getrennt – und Sie wollen behaupten, dass Sie das in keinster Weise beeinflusst hat? Dann haben Sie aber ein sehr dickes Fell – oder sind Meister der Verdrängung. Denn wenn um einen herum (scheinbar glückliche) Beziehungen zerbrechen, ist das immer ein kleiner Schock. Und in der Regel auch Anlass, die eigene Beziehung einer gründlichen Bestandsaufnahme zu unterziehen: „Wie solide ist meine Beziehung eigentlich?“, oder „Machen wir uns vielleicht schon länger etwas vor?“ sind dann häufige Gedanken. Und nicht selten führt eine solche Inventur zum Eingeständnis, dass die Freunde eine Entscheidung getroffen haben, für die man selber (bisher noch) zu feige war.

Ansteckungsgefahr mit Trennungsvirus: 75 Prozent

Eine amerikanische Studie mit Langzeitdaten beziffert das Risiko ansteckender Trennungen sogar in konkreten Zahlen: Lassen sich gute Freunde scheiden, beträgt das eigene Trennungsrisiko 75 Prozent, trennen sich Bekannte, sind es 33 Prozent. Dabei muss man die Getrennten noch nicht einmal persönlich kennen, denn das „Trennungsvirus“ verbreitet sich noch über die Bekannten von Bekannten hinweg.

Das diesen Zahlen zugrunde liegende Phänomen der „sozialen Ansteckung“ ist schon länger bekannt und beschränkt sich nicht nur auf Trennungen. Diese Form der emotionalen Übertragung trifft beispielsweise auch auf Übergewicht oder Zigarettenkonsum zu. Grundsätzlich können Stimmungen, Gefühle oder auch Verhaltensweisen wie Unehrlichkeit sozial ansteckend sein. Und natürlich macht dieses Phänomen nicht vor dem Internet halt, sondern wird durch die soziale Vernetzung noch verstärkt. Nach vier und mehr Kontakten verschwindet soziale Ansteckung allerdings.


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