20 Jahre – und nun steht da dein Name

Sie hatten sich zwei Jahrzehnte nicht mehr gesehen. Was dann geschah, war ebenso unerwartet wie ergreifend. Unsere anonyme Autorin zieht Bilanz ihrer ersten Liebe

Es war an einem kalten Abend. Ich war alleine zu Hause, hatte ein paar Stunden Kindfrei und fühlte mich müde, erschöpft und einsam wie so oft.
Plötzlich piepte mein Handy, ich erhielt eine Nachricht. Es wird nichts Besonderes sein, dachte ich mir, aber dann stand da dein Name. Mein Herz stand kurz ganz still. Ich traute meinen Augen nicht. Dein Name, ich hatte nicht geglaubt, nochmal etwas von dir zu hören. Fast 20 Jahre ist es her und nun steht da wirklich dein Name. Immer wieder habe ich dich gesucht im Internet. Die ersten Jahre sehr oft − dann wurde es weniger, aber vergessen habe ich dich nie.

Ich öffne die Nachricht, du fragst, wie es mir geht und ob ich dich noch kenne? Wenn du wüsstest. Wir beginnen zu schreiben über die alten Schulzeiten, wir telefonieren stundenlang, lachen, weinen, sind uns nahe. Du warst verliebt in mich damals, erzählst du und ich in dich, aber zueinander haben wir nie gefunden. Dann stand der Schulabschluss bevor. Ich hatte Angst davor, mein Herz war damals schon schwer. Schwer bei dem Gedanken, dich nie wieder zu sehen, dich zu verlieren obwohl du nie mir gehörtest.

Ich hatte Angst, nie wieder morgens mit Vorfreude zur Schule zu gehen, weil ich dich sehen würde. Nie wieder würde mir warm um mein junges und naives Herz werden, wenn wir uns während des Unterrichts anschauten. Nie wieder würde ich mich so über dich aufregen, weil du mich wieder geärgert oder nicht beachtet hast. Ich überlegte damals ernsthaft, ob ich dir sagen sollte, was ich empfinde, aber ich hatte Angst, dass du mich auslachen würdest. Das hattest du zu oft getan.

Der Tag des Abschlusses kam und ich weiß es noch genau wie heute. Ich verließ mit meinen Eltern das Gelände der Schule und begann zu weinen. Auch weil ich mich in der Schule sehr wohl gefühlt hatte, aber der Schmerz kam durch dich. Ich hätte nie gedacht, dass er nochmal doppelt und dreifach wieder kommen würde.

Ich wollte damals den Kontakt nicht verlieren und besorgte mir über deine liebe Mama deine Telefonnummer. Wir telefonierten ein bis zweimal, aber von dir kam nichts zurück. Das musste ich wohl akzeptieren. Dann passierte etwas ganz Furchtbares. Es berührte mich sehr stark – damals wie heute –, obwohl ich nur ansatzweise nachfühlen kann, was in dir vorging und was sicher immer noch in dir vorgeht. Ich musste dich noch einmal anrufen, dir mein Mitgefühl aussprechen.


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