Du warst plötzlich weg. Und das war okay

Beziehungen gehen auseinander – das ist normal. Doch nach fünf gemeinsamen Jahren hätte sich unsere Autorin zumindest eine Aussprache gewünscht

Zu oft haben wir diskutiert. Zu oft haben wir über die gleichen Dinge gestritten. Zu oft haben wir uns gegenseitig Anschuldigungen an den Kopf geworfen. Es hat mich genervt. Tierisch genervt. Ich habe innerlich dermaßen gekocht, dass ich dich am liebsten angeschrien, die Teller auf den Boden geschmissen hätte. Vielleicht hätte ich es machen sollen, Scherben bringen ja bekanntlich Glück. Aber so kannte ich mich nicht. So kanntest du mich nicht. Und so war ich auch eigentlich nicht.

Wir waren uns in den grundlegendsten Dingen nicht mehr einig. Wenn ich nach rechts wollte, wolltest du nach links. Wollte ich stehenbleiben, wolltest du weitergehen.

Wir schienen nicht mehr dieselbe Sprache zu sprechen. Wir redeten aneinander vorbei. Es existierte eine unsichtbare Mauer, die es unmöglich erscheinen ließ, die Worte des anderen zu verstehen. Wir redeten beide nur noch mit dieser Wand, nicht mehr miteinander.

Wir haben oft über Trennung gesprochen. Die letzte Option. Am Anfang haben wir immer noch um den heißen Brei herum geredet, zum Schluss wurde es konkreter. Regelmäßig war ich drauf und dran, meine Sachen zu packen. Du auch. Aber dann hat jedem von uns der Mut gefehlt. Mut, etwas Neues zu finden. Mut, etwas Neues zu erleben. Mut, wieder glücklich zu werden.

Ich will nicht sagen, dass wir uns nicht mehr liebten. Aber unsere Liebe musste zum größten Teil der Routine weichen. Der Alltag hatte uns eingeholt. Von dem anfänglichen Kribbeln, den aufgeregten Schmetterlingen im Bauch, war nicht viel übrig geblieben. Eigentlich gar nichts. Mir ist klar, dass nach einer mehrjährigen Beziehung nicht mehr alles einfach ist, es nicht mehr nur um Spaß, Abenteuer und Sex geht. Aber unsere Liebe schien einfach nicht alltagstauglich zu sein. Wir spielten uns selber etwas vor.

Unsere Beziehung war ein Theaterstück, eine Tragödie, mit einstudierten Rollen. Selbst die Dialoge wirkten gelernt, steif, emotionslos. Es kam keine Spontanität mehr auf, keine zweideutigen Späße, die uns früher so zum Lachen gebracht hatten. Wir waren zwei Schauspieler, die sich in Rollen drängten, die nicht mehr zu ihnen passten. Wir waren den beiden Charakteren entwachsen. Die einst so glücklichen Darsteller hatten sich weiterentwickelt, in verschiedene Richtungen und es wirkte, als wären sie meilenweit voneinander entfernt.


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