Du tust mir so gut – aber du bist nicht gut genug für mich

Als sie sich kennenlernten, waren sie beide vergeben. Sie zog die Konsequenz und trennte sich – und wurde zur Affäre. Sie weiß, dass die einzige Lösung ist, den Kontakt zu ihm ganz abzubrechen. Aber das ist nicht so leicht. Unsere anonyme Leserin über die Macht der Hoffnung

Es ist jetzt über ein Jahr her … Ich wusste zwar, wer du warst und dass du früher, vor meiner Zeit, einmal bei uns im Verein aktiv gewesen bist. Ich hatte aber noch nichts mit dir zu tun gehabt. Ich hatte nur gehört, dass du wieder mit dem Training anfangen wolltest. Und so standest du auf einmal hinter mir und fragtest, ob du hier richtig wärst und ob du mitmachen dürftest. Du hast mich sofort fasziniert. Ich kann nicht sagen, wieso genau, aber irgendwas an dir machte mich neugierig. Vielleicht war es dein aufrichtiges Lächeln. Oder deine strahlend blauen Augen. Vielleicht aber auch die Tatsache, dass du dir beim Training so wahnsinnig viel Mühe gegeben hast, um mich zu beeindrucken. Allerdings haben wir uns danach zunächst nicht mehr gesehen. Wir verpassten uns.

Ich fand das nicht schlimm. Zwar habe ab und an an dich gedacht und mir Gedanken darüber gemacht, was du wohl für ein Typ sein könntest. Einerseits wollte ich dich gerne näher kennenlernen, andererseits war ich glücklich vergeben, das dachte ich zumindest und wusste, dass du auch schon lange mit deiner Freundin zusammen warst. Außerdem dachte ich, dass du gar nicht mein Typ wärst.

Dann stand der nächste Wettkampf an, zu dem du dich angemeldet hattest. Auf dem Rückweg haben wir uns über belanglose Dinge unterhalten. Danach haben wir uns regelmäßig geschrieben, immer öfter, es gab bald kaum einen Tag, an dem wir nichts voneinander gehört hatten. Nach dem Training haben wir uns immer häufiger noch auf einen Spaziergang getroffen, haben über unsere Beziehungen gesprochen, unsere Probleme und Wünsche. Ich wollte meine Beziehung nicht wegen dir aufs Spiel setzen und habe deswegen Abstand gefordert. Wir haben daraufhin ein paar Tage den Kontakt eingeschränkt – und uns danach noch häufiger gesehen.

Die Anziehungskraft zwischen uns wurde immer größer. Dann passierte, was früher oder später passieren musste. Ich war immer der Meinung gewesen, wenn man glücklich wäre in einer Beziehung, dann kann das nicht passieren. Aber je mehr ich mich dagegen wehrte, umso stärker wurde mein Verlangen.


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