Es gibt Momente im Leben eines jeden Menschen, die können Außenstehende niemals verstehen. Unsere anonyme Leserin beschreibt diesen einen Moment, an dem sie ihren Traum aufgibt, damit er sich seinen erfüllen kann
Das Internet machte es möglich, dass wir uns kennenlernen durften. Ich, eine Mutter von drei Kindern. Du, der Single-Mann ohne Anhang und mit Träumen, die hätten schöner nicht sein können. Ein Mann voller Stolz und Ehre. Ein Mann, der nicht unterschiedlicher als ich hätte sein können. Unsere Leben, so verschieden und doch waren wir beide auf der gleichen Suche nach der einen Person, der wir all unsere Liebe entgegenbringen können. Nach all meinen negativen Erfahrungen, mit denen mich das Leben gezeichnet hatte, warst du es, der mein Herz auf eine Art berührte, wie dies niemandem vorher gelungen war. Unser erstes Date war durch und durch perfekt, obwohl es doch so chaotisch verlief. Das mit Abstand perfekteste erste Date, das ich je hatte. Danach folgten viele Textnachrichten und weitere Treffen, jedes weitere Wochenende. Du hattest uns verzaubert und wir dich.
Doch du wohntest weit weg und da gab es eben auch noch deinen Traum. Deinen Traum von eigenen Kindern, einer eigenen Familie. Und jedes Wochenende, das vorüberzog, wurde für mich klarer: Ich konnte dich nicht in meinem Leben festhalten, denn ich wusste, welchen Preis du dafür bezahlen müsstest. Denn wieviel einem eigene Kinder bedeuten, weiß ich am besten. Ich wollte dir und deiner Zukunft nicht im Weg stehen. Wir waren nie füreinander gedacht und somit folgte ein harter Cut und es war vorbei.
Es fühlte sich an, als wäre mein Herz gestorben. Jeder von uns litt auf seiner Seite des Lebens. Zwei Herzen, die sich gefunden hatten und doch nicht füreinander gedacht waren, schmerzten von nun an jeden Tag. Der schlimmste Schmerz, den man fühlen kann, ist, um einen verlorenen Menschen zu trauern, der noch am Leben ist. Du warst gestorben und doch lebtest du weiter. Nur eben nicht mehr in meinem Leben. Ich konnte nicht mehr essen und ich konnte nicht mehr lachen. Mein Herz zerbrach und das Leben hielt einfach an.