Es sind quälende Fragen, die sich unsere anonyme Autorin heute stellt: Hätte ich es verhindern können, dass du gehst? Warum hast du nie mit mir darüber gesprochen, was dich gestört hat?
Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals so stark für jemand empfinden könnte. Doch als ich dich zum ersten Mal sah, war mir klar, dass ich niemand anderen an meiner Seite haben wollte als dich. Wir trafen uns ein paar Mal, doch es verlief schnell im Sand, denn du warst noch lange nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung. Ein paar Monate später nahm ich erneut den Kontakt zu dir auf und von da an begann alles wie von selbst zu laufen. Ich wollte dich nicht ein zweites Mal aus den Augen verlieren und so ließ ich dich machen. Wir trafen uns in deinem Rhythmus und das war mir recht. Keiner von uns beiden unternahm einen Schritt weiter, bis wir an einem traumhaften Tag am See die Anziehung kaum mehr ignorieren konnten. Als du mich ein „zweites erstes Mal“ geküsst hast, war ich überglücklich.
Wir waren unheimlich verliebt, nur ein Tag ohne dich war bereits eine Qual für mich. Du wurdest mir wichtiger als mein eigenes Leben, ich hätte alles für dich getan, um dich glücklich zu machen. Ich wurde selbstbewusster, weil du mich liebtest und das machte mich stark. Meine Selbstzweifel, die mich sonst immer so plagten, schwanden allmählich. Für mich war klar: das ist wirklich Liebe!
Eineinhalb Jahre war alles in bester Ordnung. Auch als die rosarote Brille allmählich abhanden kam und dem Alltag Platz machte, meisterten wir gemeinsam die Krisen. Während für dich mit Studium und Auszug von zuhause ein neuer Lebensabschnitt begann, ging für mich alles seinen gewohnten Gang. In deinem neuen Leben schien kein Platz mehr für mich zu sein, ich wurde unzufrieden und das ließ ich dich spüren. Meine Selbstzweifel kehrten zurück und das belastete uns beide. Deshalb beschloss ich, mir Hilfe zu holen und daran zu arbeiten. Ich wollte es unbedingt schaffen und mit dir an meiner Seite würde mir das gelingen, dessen war ich mir sicher.