Warum mich zu schöne Frauen einschüchtern

Super attraktive Frauen sind schön anzusehen, sagt Thorsten Wittke. Aber neben ihnen wirken Männer unzureichend. Eine Antwort auf: “Wer hat Angst vorm schönen Mann” von Jule Blogt  

Überdurchschnittlich gutaussehende Frauen schüchtern mich ein. Neben ihnen komme ich mir klein, hässlich und unzureichend vor. Alle Zweifel, die ich gelegentlich habe, brechen in solch einem Moment geballt aus mir heraus. Mein Selbstbewusstsein verpufft und ich bin kaum in der Lage, einen vollständigen Satz zu bilden. Wie ein Groupie stehe ich dann da. Mit großen Kuhaugen himmel ich die Frau an und kann nicht mehr klar denken.

Auf der Ebene des Verstandes wird mir meist Stunden später klar, wie dumm das war und mir fallen tausend Dinge ein, die ich hätte sagen können, um den Menschen hinter der Fassade kennenzulernen. Denn nichts anderes ist die Beauty-Queen. Ein Mensch wie du und ich. Mit diesem Wissen nehme ich mir vor, bei der nächsten Gelegenheit anders zu agieren – um dann beim nächsten Mal erneut in die gleichen Verhaltensweisen zu verfallen. Das Programm läuft ab und ich kann es nicht stoppen. Aber woher kommt das?

Vielleicht steckt doch mehr vom Höhlenmenschen in mir, als ich wahrhaben will. Aus meiner Sicht ist die Frau gegenüber der Gipfel der Evolution. Sie bringt alle Attribute mit, die erhalten werden müssen und die Art nach vorne bringen. Der Neandertaler in mir will dazu beitragen. Dann bricht der Darwinist in mir durch. Wer bin ich, dass ich der Evolution in die Suppe spucke? Ich habe wenig Haare, schlechte Augen, einen Bauchansatz und noch viele andere Defizite. Mich würde niemand auf einem Werbeplakat sehen wollen und zur Erhaltung der Art habe ich wenig mehr als meinen  Intellekt beizutragen. Diese Typen braucht es bestimmt auch, aber nicht mit einer Göttin an der Seite. Außerdem hat Oma immer gesagt: »Von einem schönen Teller isst man nicht alleine.« Die Angst, die Angebetete an einen Adonis zu verlieren, würde mich ständig begleiten.


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