Für Bloggerin Jana Doe ist es wie verhext. Den sie will, der ist unerreichbar. Der erreichbar ist, den will sie nicht. Ein Leserbeitrag über einen Konflikt, den viele Frauen und Männer kennen
Der Mann, der mir gefällt, meldet sich nicht. Stattdessen meldet sich Achim*, mein ewiger guter Freund, der seit Jahren mehr als Freundschaft will. Immer verlieben sich die Falschen in mich. Manchmal schwärmen wir jahrelang für eine Person, die stets unerreichbar bleibt. Wie kann man das verhindern? Die Lösung des Problems beginnt immer bei uns selbst.
Bedürftigkeit ist nicht sexy. Doch ich spüre sie. Verzweifelt schaue ich auf mein Handy und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass er schreibt. Er, das ist Chris*. Ich hatte ihn auf einer Single-Plattform kennen gelernt. Beim Austausch von Nachrichten und am Telefon hatten wir uns super verstanden. Mein Fazit lautete bereits vor der ersten Begegnung: cooler Typ, sexy Stimme, intelligent und humorvoll. Und eines war klar, diesem Mann wollte ich meine Schokoladenseite zeigen. Sämtliche Beziehungstipps und Dating-Regeln hatte ich nicht nur rezipiert, sondern auch brav angewendet. Dabei war ich trotzdem – wie dringend empfohlen – noch ich selbst geblieben, denn verstellen solle man sich ja nicht, laut Ratgeber. Ich hatte mein Aussehen optimiert, meine EC-Karte strapaziert für Friseurbesuch und für das neue Kleid, das laut Verkäuferin die perfekte Botschaft aus “sexy” und “liebenswert” kundtat. Jetzt hängt es auf dem Bügel an der Kleiderstange und ich hänge an meinem Smartphone.
Immer verlieben sich die Falschen in mich
Der ewige Kampf um Aufmerksamkeit, das Betteln nach Liebe und Zuneigung, das Gefühl, ohne den anderen nicht vollständig zu sein, führt zu einer Bedürftigkeit, die zur grundlegenden Haltung wird. Ich habe alles versucht. Dieses Mal sollte es perfekt funktionieren. Und wieder war es schief gegangen. Ich weiß nicht, wann ich zum ersten Mal an meiner Liebenswürdigkeit und meinem Selbstwert gezweifelt hatte. Die wiederholte Erfahrung, dass Zuneigung nicht erwidert wird, führte zu dieser Unsicherheit. Ein Gefühlszustand, aus dem die Industrie erfolgreich Profit schlägt. Wer möchte nicht vom Mauerblümchen zum erfolgreichen Pick-up-Artist werden? Doch benötigen wir Flirttipps und neue Schuhe, um dem anderen zu gefallen? Ist es nicht sinnvoller, sich vielmehr die Frage zu stellen: Warum will ich mit jemandem zusammen sein, der nicht genauso gerne mit mir zusammen sein möchte?
*Achim und Chris heißen natürlich anders