Lohnt es sich noch?

Vermutlich zweifelt jeder ab und an, ob die Beziehung noch eine Zukunft hat. Aber welche Warnzeichen sagen, dass es wirklich vorbei ist? Und wann lohnt es sich, doch noch zu kämpfen?

Es ist eher selten, dass eines Morgens ein Partner die Augen öffnet, die Person neben sich im Bett ansieht und beschließt: “Das war es. Heute gehe ich.” Beziehungen sterben langsam, zumindest wenn es sich um Bindungen aus wahrer Liebe handelt. Anders ist es, wenn der Kitt, der das Paar zusammen hält, nur aus sexueller Anziehungskraft besteht oder dem Wunsch, nicht alleine auf dem Sofa rumhängen zu müssen. Dann ist ein solch böses Erwachen wahrscheinlich doch möglich. Aber dann war die ganze Liebe sowieso nur ein (Wunsch)Traum. Die meisten Beziehungen beginnen aus romantischen Gründen. Sie enden, wenn das persönliche Glück nicht mehr erfüllt wird. Ja, das ist ziemlich egoistisch. Evolutionär sind wir Menschen nun einmal Energiesparer. Lohnen sich die Anstrengungen nicht mehr, suchen wir Veränderung und Ausgleich.

Wenn es um ein drohendes Beziehungsaus geht, dann unterscheide ich in der Beratung zunächst zwischen Paaren in der ersten Phase ihrer Partnerschaft und Paaren, die bereits viele Jahre zusammen sind. Junge Paare trennen sich meist, weil sie hoffen, mit einem anderen Partner glücklicher zu werden. Langzeitpaare trennen sich dagegen, weil sie tatsächlich unglücklich sind.

Suchen Sie bei Beziehungsproblemen nicht zu spät Hilfe

In die Paarberatung gehen alle Paare leider meist zu spät. Da hat entweder ein Partner bereits innerlich die Beziehung gekündigt und sie geistig – und manchmal auch bereits körperlich –  verlassen oder zur dauerhaft negativen Grundhaltung gegenüber der Beziehung kommt eine emotionale Distanzierung zum Partner: “Er/sie ist gefühlskalt geworden.”

Wir kennen vier Jahreszeiten und wir wissen, nach dem Winter ist nicht Schluss, da kommt der Frühling, in Beziehungen aber kommt nach einer langen Frostperiode nichts mehr. Da können Sie an der Liebe zerren, so viel Sie mögen und das so professionell wie möglich: Sie wächst dadurch nicht. Und ohne einen optimistischen Blick auf eine gemeinsame Zukunft baut kein Paar mehr – um im Bild zu bleiben – ein Gewächshaus. Wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, die Person am Frühstückstisch gegenüber werde ich auch in zehn Jahren noch gerne über den Smartphone-Rand anlächeln – und ein Lächeln zurückerhalten –, dann beginne ich zum Müsli eben, Tinder-Profile zu wischen.


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