Eine fast perfekte Beziehung. Dann kamen Eifersucht, Misstrauen und Zweifel. Aber das war nicht das Ende. Ein Leserbeitrag
Unsere Beziehung begann sehr entspannt. Wir waren stark ausgelastet und trafen uns daher nur gelegentlich. Bald reichten uns diese wenigen Momente nicht mehr aus. Die Sehnsucht knabberte an uns. Wir entschlossen uns also, alle Wochenenden gemeinsam zu verbringen. Von der Woche liegengebliebene Arbeit, Fußball, Renovierungen, Gefälligkeiten für Freunde und Familie sorgten dafür, dass dennoch wenig Zeit für uns blieb. Was stressig klingt, war aber für unsere Beziehung Gold wert. Denn wir haben gemerkt, dass wir in Stresssituationen Hand in Hand arbeiten können und auch jeder die Last des anderen mit einem Lächeln mitträgt.
Irgendwann bemerkte ich jedoch ein seltsames Verhalten. Geheimniskrämerisch, beinahe panisch, schloss er Chats und löschte E-Mails, wenn ich dazukam. Wohl wissend, dass er ein Mensch ist mit vielen sozialen Kontakten und auch mit dem Bedürfnis, diese zu pflegen, sprach ich ihn auf sein Verhalten an. Nicht sofort, sondern ein paar Tage später, um ihm keine Vorwürfe zu machen und erstmal selber Ruhe zu finden. Er dürfte ja gerne chatten, auch mit Frauen, und sollte meinetwegen keine Angst haben, sagte ich. Er lächelte erleichtert, sein Verhalten änderte sich aber nicht. Zufällig bekam ich mit, dass die Chats und E-Mails auch sexuelle Inhalte hatten. Seine Begründung: “Ich kannte die bereits vor dir und das sind jetzt nur noch alte Bekannte!”
Die Eifersucht nagte Tag und Nacht an mir
Ich glaubte ihm, aber die Eifersucht, mit der ich in meinen vorigen Beziehungen noch keine Bekanntschaft gemacht hatte, nagte nun Tag und Nacht an mir. Ich entwickelte mich zu einem Klammeräffchen, das ihn nicht mehr aus den Augen ließ. War ich etwa zu eifersüchtig? Ich fand keine neuen Hinweise, aber vielleicht war er auch nur vorsichtig geworden. In meiner Verzweiflung machte ich einen Test und chattete ihn anonym auf zweideutige Art und Weise an. Und ich erhielt eine Abfuhr! Da geht doch noch was, dachte ich. Zweiter Versuch, zweite Abfuhr! Okay, dann versuchte ich eben eine besonders dreiste Variante. Und wieder: Dritte Abfuhr! Das waren schwere Körbe, die Abfuhren meines Lebens. Und immer schrieb er dazu, dass er in einer sehr glücklichen Beziehung sei und noch nicht einmal einfach nur so texten wolle.
Die anderen waren wohl also doch nur “alte Bekanntschaften”. Das war, was ich hören wollte. Aber es änderte nichts an meiner Eifersucht. Oft lag ich still und allein in meinem Zimmer, grübelte und weinte. Dieser Mann war nicht perfekt, ich auch nicht. Aber wir beide zusammen ergänzten uns bis zur Perfektion. Nur: war diese Art von unglücklicher Beziehung das, was ich wollte?
Aufgeben ist immer einfach. Unsere Beziehung war zu 99% perfekt, und diese Einschätzung lag nicht an einer verklärenden rosa Brille. Ich fragte mich, wollte ich wirklich alles für dieses eine dämliche Prozent wegschmeißen? Mit dem nächsten Partner kämen die nächsten Probleme und die eigenen Probleme würde ich damit auch nicht los.
Ich lernte also, in kleinen Schritten wieder Vertrauen zu fassen. Ich widerstand der Versuchung, zu schnüffeln. Dabei wurde mir erst richtig bewusst, was wenig Selbstvertrauen anrichten kann. Dagegen wusste er, was er an mir hat. Als ich aufhörte, zu klammern, änderte sich auch sein Verhalten. Von seinen Chat-Seiten hat er sich längst freiwillig abgemeldet. Auch mit den alten Bekannten kommuniziert er weniger. Dafür hat er gar keine Zeit mehr. Warum? Weil wir noch mehr und lieber Zeit miteinander verbringen. Wir planen nämlich eine gemeinsame Wohnung, unsere Hochzeit (!) und wollen eine Familie gründen.
Aufgeben? Nein. Es hat sich gelohnt, zu kämpfen!
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