Wie ich die Friendzone endgültig verlassen habe

Immer nur der beste Kumpel attraktiver Frauen sein: Das war unserem beziehungsweise-Leser irgendwann einfach zu wenig. Und er trat auf die Bremse

Es war einmal ein junger Mann, und dieser junge Mann kannte eine Reihe von äußerst attraktiven Frauen. Gerne hätte er eine Beziehung mit einer von ihnen geführt, doch leider musste er sich regelmäßig Sätze wie die folgenden anhören: „Schnuffel, lass uns doch lieber Freunde bleiben. Ich will dich nicht verlieren. Du tust mir soooo unendlich gut. Du bist der einzige Mann auf der Welt, der mich wirklich versteht. Du bist der netteste Kerl, den ich kenne …“ Und eben dieser junge Mann hatte es eines Tages einfach satt, immer und immer wieder in die Friendzone geschoben zu werden.

Dieser junge Mann war ich.

Der sensible, aufmerksame, beste Freund

Wie mich Frauen und Mädchen früher wahrgenommen haben, können Sie sich nach diesen Sätzen bestimmt denken. Ich war der sensible, aufmerksame, beste Freund, der nicht mal dann murrte, wenn sie mich bereits ins zwölfte Klamottengeschäft zerrte, um vor mir minutenlang für irgendeinen Baumwollfetzen zu schwärmen, der einen Schal darstellen sollte.

Wenn es um das andere Geschlecht ging, war ich furchtbar nett, schrecklich bequem und unheimlich ängstlich. Obwohl ich eigentlich ein sehr offener und kontaktfreudiger Mensch bin! In meiner Schüchternheit habe ich mich an Frauen geklammert und dabei aufgehört, sie begeistern und erobern zu wollen. Ich habe mich ihnen als ein guter Freund präsentiert, bei dem sie nicht ständig das Gefühl haben mussten, dass ihnen da einer an die Wäsche will. Kurz: Ich habe mich ihnen gegenüber entsexualisiert.

Für Frauen war ich nicht mehr ein Mann, sondern ein netter Mensch.

„Das ist doch auch was,“ dachte ich damals, obwohl ich – wenn ich ehrlich bin – in mindestens jede zweite meiner weiblichen Freundinnen verknallt war und ihnen natürlich herzlich gerne an die Wäsche gegangen wäre. (Es ist im Nachhinein schon sehr auffällig, dass meine „platonischen Freundinnen“ allesamt überdurchschnittlich attraktiv waren.)

Das ganze Schlamassel begann schon in meiner Schulzeit. Alle meine zaghaften Versuche, eine Freundin zu finden, scheiterten an meiner Schüchternheit. Letztlich waren es dann die üblichen Platzhirsche gewesen, die erste sexuelle Erfahrungen machen durften. Jungs mit weniger Hemmungen und mehr Willen. Ich litt still und wurde immer unsicherer.

„Geschichtchen“ für ein labiles Selbstvertrauen

Ich zog fürs Studium in eine andere Stadt, lebte dort in einem Wohnheim und hatte wie schon in der Schule reichlich Kontakt mit Frauen. Aber mehr als ein Kumpel war ich für sie nie. Die wenigen sexuellen Erfahrungen, die ich in diesen Jahren trotzdem machte, entstammen allesamt lieblosen ONSs nach Partys, auf denen viel, viel, viel zu viel Alkohol geflossen war. Sie gaben mir ein wenig Selbstvertrauen, befriedigten mich aber nicht.


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