“Ja, für immer” – Macht dieses Versprechen unheimlich glücklich? Oder erzeugt es nicht vielmehr so viel Druck, dass wir unglücklich werden? Ein Leserbeitrag von Janine Baumstark
Als junges Mädchen habe ich so oft davon geträumt, den Mann, den ich einmal lieben werde, zu heiraten und dann für immer glücklich zu sein. Ich stellte mir jahrelang diesen schönsten Moment in meinem Leben vor mit dem dazugehörigem Prinzessinnen-Brautkleid, einer Kutsche mit weißen Pferden, vielleicht noch Tauben. Die perfekte Feier mit allen Liebsten.
Nun bin ich Anfang dreißig und erinnere mich an meinen Mädchentraum. Und ich sehe die Menschen um mich herum, die sich gerade diesen Traum erfüllen oder bereits erfüllt haben. Ich freue ich mich für sie, vielleicht beneide ich sie sogar, denn tief im Inneren, da ist immer noch diese Hoffnung auf dieses Märchen. Aber ich schaue mich um, sehe, was um mich herum passiert. Mit Anfang dreißig, die ersten Paare lassen sich bereits wieder scheiden. Nach den Tauben kommt der Rosenkrieg.
Kennst du viele glücklich verheiratete Menschen? Ich leider nicht …
Vielleicht führt heiraten gar nicht zu dem, wofür es eigentlich steht, nämlich für immer miteinander glücklich zu sein. Vielleicht entsteht mit dem „Ja, für immer“ einfach nur ein ungeheurer Druck und Zwang, der uns innerlich viel zu unglücklich macht. Oder aber das Heiraten von heute ist gar nicht mehr das Heiraten, das es einmal war, vielleicht sind Menschen von heute nicht mehr in der Lage, ewig zu lieben und ein Versprechen bis ans Lebensende einzugehen. Vielleicht erschaffen wir uns vielmehr nur gegenseitige Abhängigkeit. Wo doch heutzutage jedem seine Freiheit und das „Besonders sein“ so wichtig ist, eignet sich das ganz und gar nicht zur Grundlage von Glück. Oft beschleicht mich auch das Gefühl, dass es vielen beim Heiraten nur noch ums Sehen und Gesehen werden geht: eine Art Konkurrenzkampf unter Paaren. Weil jeder das ultimative Traumpaar sein möchte. Ich denke, dass das Eheleben heutzutage aus Beweispflicht, Abhängigkeit und Zwang besteht und die Liebenden zu sehr mit ihrer Außenwirkung beschäftigt sind, als damit, weswegen sie heiraten. Nicht nur, weil es angebracht ist und weil alle es machen. Denn das Thema ist allgegenwärtig. „Na wann heiratest du?“ Und jedes Mal aufs neue denke ich zumindest einen Augenblick darüber nach. Sitze ich wieder als Gast auch einer Hochzeit, lausche der Trauung und den Liebesschwüren und denke mir: Das wünsche ich mir auch.