Intelligenz ist sexy

Nichts ist so anziehend wie ein kluger Kopf. Thorsten Wittke über Intelligenz und Leidenschaft. Eine Antwort auf Jule Blogts Beitrag: Zu intelligent ist auch nicht gut

Bei der Partnersuche bewegen mich vermutlich die gleichen Dinge wie jeden anderen Menschen: Sympathische Ausstrahlung, ein freundliches Lächeln, Höflichkeit, Humor, ein gepflegtes Äußeres und so weiter. Alles Dinge, die mich aktiv werden lassen können. Bis ich dann zum für mich wichtigsten Kriterium komme. Was und worüber kann ich mit ihr reden? Hat sie was im Kopf? Ist ein intelligentes Gespräch mit ihr möglich? Oder sind ihre Themen limitiert, ihr Horizont begrenzt, ihre Beiträge zum Gespräch lahm oder gar nicht vorhanden?

Was nützen mir rauschhafte Nächte, wenn man sich tagsüber nichts zu sagen hat? Selbst ein internationales Top-Model könnte mich nur zeitlich begrenzt glücklich machen, würde sie nicht Allgemeinbildung mitbringen, gelegentlich die Nachrichten schauen und wissen, was in der Welt vor sich geht und wie man darin zurechtkommt. Eine gewisse Naivität ist kurzzeitig ganz witzig und kann für eine Nacht auch ignoriert werden. Aber ich bin auf der Suche nach einer Partnerin, nicht nach einem One-Night-Stand. Das hört sich arrogant an, aber wer es sich gut vorstellen kann, dass eine langfristige Partnerschaft einzig auf körperlicher Anziehung beruht und gar nicht auf gemeinsamen Gesprächen, der werfe den ersten Stein.

Intelligenz ist und macht sexy. Damit meine ich nicht, dass es eine Frau mit abgeschlossenem Studium oder in einer  Führungsposition sein muss. Auch keine Frau, die aus Überzeugung auf ihrer Fernbedienung 3Sat und arte mit einer festen Programmtaste belegt hat, ausschließlich ins Programmkino geht und Blockbuster ablehnt, weil sie ihr zu blöde sind. Das finde ich anstrengend und auch ein bisschen abgehoben.

Was nützen rauschhafte Nächte, wenn man sich tagsüber nichts zu sagen hat?

Die Frau, die mich anturnt, hat was im Kopf und steht mit beiden Beinen auf der Erde. Sie weiß, wo der Hase lang läuft, ist mit Alltagssituationen und Problemen nicht gleich überfordert und findet sich in der Welt zurecht, weil sie sich auch für Sachen interessiert, die nicht ihr direktes Umfeld betreffen. So eine Frau kann gut auf sich selbst aufpassen, auch mal die Führung übernehmen und mir im Zweifelsfall die Dinge, egal welcher Art, aus der Hand nehmen. Sie kann mir erklären, warum es doof ist, was ich gerade mache, statt einfach nur die Aussage in den Raum zu stellen.

Ein offener Geist ist mir wichtig, die Fähigkeit, unverstellt und offen auf neue Dinge zuzugehen und nicht abzulehnen, was man nicht kennt, ohne es versucht zu haben. Nichts ist für mich schlimmer, als in seiner eigenen kleinen Welt gefangen zu sein und nicht über den Tellerrand hinaus schauen zu wollen. Das führt schnell zu Sprachlosigkeit und Langeweile.

Es mag nicht für jeden nachvollziehbar sein, aber eine anregende, intelligente Diskussion, sachlich geführt und nicht persönlich werdend, erregt mich mehr als eine Frau in Dessous oder knapper Kleidung. Da fallen dann auch optische Attribute nicht mehr so ins Gewicht und werden zweitrangig.


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