Erst werden wir auf Händen getragen – doch über Nacht scheint dem anderen nur noch herzlich wenig an uns zu gefallen. Wenn die liebevolle Achtung verloren geht, ist eine Beziehung in echter Gefahr
„Ich glaube, ein Mann will von einer Frau das Gleiche wie eine Frau von einem Mann: Respekt.“ Clint Eastwood
Manchmal ist es einfach nur so ein mittelwitziger Spruch vor Freunden über die paar Kilo mehr, die man gerade auf den Rippen hat. Ein gelangweiltes Abwinken in dem Moment, in dem man etwas besprechen möchte, das einem am Herzen liegt. Das fiese Gefühl, achtlos behandelt zu werden, tut weh. Im besten Fall reagieren wir umgehend – und sprechen aus, dass wir getroffen sind. Viel häufiger aber ziehen wir uns verwundet ins Schneckenhäuschen zurück – schmollend und schweigend. „Selten gibt es den einen konkreten Zeitpunkt, an dem der Respekt abhanden gekommen ist. Meistens ist es ein schleichender Prozess“, erklärt der Hamburger Paartherapeut Hartwig Hansen.
Doch es gibt deutliche Warnsignale, wenn die Liebe in gewaltige Schieflage geraten ist:
Die Vorboten einer Beziehungskrise
Der amerikanische Paartherapeut John Gottman beschreibt diese ernsten Hinweise anschaulich als die „vier apokalyptischen Reiter“; kränkende Verhaltensweisen, die eine ernsthafte Krise ankündigen:
- Beschwerden als persönlicher Vorwurf und/oder verletzende Kritik. Sätze wie: „Das ist so typisch für dich!“ oder: „Das war klar, dass das jetzt von dir kommen muss.“
- Verachtung in Form von Sarkasmus oder Zynismus, durch Augenrollen, Verhöhnen oder abschätzigen Humor. Dieser subtilste der vier Reiter vergiftet die Beziehung schleichend und nachhaltig.
- Verleugnung per Rechtfertigung und Gegenangriff, etwa: „Was hab ich denn damit zu tun? Das ist doch dein Problem“, oder: „Das musst du gerade sagen!“.
- Rückzug und Abbruch der Kommunikation. Kaum Blickkontakt, verweigerte Antworten, stummes Hoffen, dass „irgendetwas passiert“. Eigentlich schon die innere Aufkündigung der Beziehung.
„Dass eine Liebe sich über die Jahre etwas abschleift, ist normal. Aber es ist keine Zwangsläufigkeit, dass die Achtung vor dem anderen dabei verloren geht“, mahnt Hansen. Wer also den einen (oder mehrere) Reiter am Horizont auftauchen sieht, sollte handeln, statt ihm sehenden Auges das Feld zu überlassen.
Der erste Schritt: Hinfühlen, wo es wehtut
„Schreiben Sie auf, wenn Sie sich respektlos behandelt fühlen, statt den Kummer zu schlucken“, so Hansen. Nehmen Sie ihre Gefühle ernst. Aber sprechen Sie lieber besonnen und in einer – für Sie beide – ruhigen Minute über die Verletzung, statt laut herauszupoltern, wenn es Ihnen schwerfällt, angemessen zu reagieren.