Hören Sie sofort auf, sich zu verteidigen

Verteidigung als Kommunikationsmuster in Beziehungen ist keine gute Idee, da sie eine Spirale aus Abwertung, Verachtung, Mauern und Machtdemonstration nach sich zieht. Wie schädlich es ist, sich zu verteidigen

„Warum kochst du nicht richtig für die Kinder unter der Woche“ fragt mich mein Partner und sofort gehen bei mir die Alarmsirenen los. Wie aus der Pistole geschossen kommt dann auch postwendend meine Antwort: „Aber du wolltest doch, dass ich wieder arbeite und warum machst du dich denn nicht stark für besseres Kita-Essen?“ Um gleich noch eins draufzusetzen: „Ich bin keine Rabenmutter. Bleib du doch Zuhause!“.

Sich zu verteidigen, ist ein natürlicher Reflex. Der Mensch versucht auf diese Weise, sein Verhalten zu rechtfertigen und zu erklären. Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, sich zu wehren, wenn sie angegriffen werden – schließlich wollen sie nicht noch mehr verletzt werden. Das Dumme ist nur: Wer sich rechtfertigt, hält den Konflikt am Leben. In der Regel verschlimmert er ihn sogar. Denn im „harmlosesten“ Fall fühlt sich der Partner mit seinen Bedürfnissen und seiner (womöglich berechtigten) Beschwerde nicht ernst genommen und reagiert mit Rückzug. Vermutlich fühlt er sich aber beschuldigt oder angegriffen – und reagiert darauf mit Gegenangriff. Oder verteidigt sich ebenfalls vehement. Zur Deeskalation des Konfliktes trägt beides nicht bei. Im Gegenteil, eine Spirale aus Angriff, Verteidigung und gegenseitiger Abwertung entsteht.

Wer sich rechtfertigt, hält den Konflikt am Leben

Meistens kocht der Streit dann erst richtig hoch, und je nach Veranlagung oder Vorgeschichte werden bei manchen Paaren richtig schwere Geschütze ins Feld geführt. Von Fairness ist dann oft keine Rede mehr, intimes Wissen wird als Waffe eingesetzt. Spätestens dann wird nicht mehr (nur) über die Sache diskutiert, sondern auch bewusst die Person angegriffen. Oft beschränkt der Konflikt sich dann nicht mehr auf die Gegenwart, sondern auch Altlasten oder Zukunftsprophezeiungen kommen auf den Tisch. Formulierungen wie „Du hast mich nie “ oder „Nie wirst du“ sind dafür schöne Indizien.


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