Suchet, so werdet ihr finden

Meine Großmutter ist 86 Jahre alt und die Königin der Weisheiten. Zu jeder Lebenssituation hat sie das passende Sprichwort parat – manchmal sogar mehrere, je nach Tagesform

Mein Single-Dasein bringt sie am liebsten auf den Tisch. „Kind, wer suchet, der findet“ ist ihr absoluter Liebling. Meiner übrigens auch, denn die wenig schmeichelhafte Alternative dazu ist „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“

Alleine glücklich sein

Wenn ich mit meiner Oma über mein nicht vorhandenes Liebesglück spreche, bin ich meistens erstmal genervt. Ich bin nämlich ein ziemlich glücklicher Single und weine mich nicht jeden Abend in den Schlaf, wie viele Pärchen manchmal zu glauben scheinen. Ich genieße meine Unabhängigkeit und das Glück, jeden Tag entscheiden zu können, wie ich leben, was ich erleben und mit wem ich schlafen möchte. Wenn ich meiner Großmutter von dieser unglaublich schönen Unabhängigkeit unserer Generation erzähle (natürlich ohne das Thema Sex), nickt sie, lächelt und nimmt liebevoll meine Hand. „Mein Mädchen, das ist genau richtig so. Nur wer alleine glücklich ist, kann es auch zu zweit sein.“ Mein persönliches Lebensmotto. „Aber Kind“, fügt meine Oma hinzu. „Denk dran, nur wer suchet, der findet. Verschließ dich nicht vor der Liebe!“

Murphys Gesetz

Wow. Verschließe dich nicht vor der Liebe. Ein Satz, der mir bis heute nachhängt. Verschließe ich mich vor der Liebe? Im Gegensatz zu meiner Oma lautet mein Motto eigentlich eher „wer sucht, der verkrampft innerlich und findet am Ende gar nichts.“ Das ist ein bisschen so, wie beim Shopping. Hat man das Portemonnaie voller Geld, findet man garantiert nichts, das einem steht. Aber am Monatsende, wenn das Konto leer ist, ist garantiert irgendwo Sale und der Himmel hängt voller schöner Kleider. Murphys Gesetz. Würden wir an dieser Stelle meinem Motto folgen, wäre die logische Konsequenz daraus, nie wieder shoppen zu gehen. Wenn wir suchen, finden wir ja eh nichts. Dass einem dabei aber zahlreiche fantastische Schnäppchen entgehen, bleibt außen vor. Klingt nach einer ziemlich blöden Idee, finden Sie nicht?


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