Wenn das Gute geht

Was passiert eigentlich, wenn eine gute Beziehung plötzlich schlecht wird? Gastkolumnistin Jana Seelig hat sich darüber ein paar Gedanken gemacht

„Where does the good go?“, haben Tegan & Sara einmal in einem Song gefragt. Und um ehrlich zu sein, denke ich über diese Frage momentan verdammt oft nach. Es ist ja so: Wenn das Gute gegangen ist, dann hat man meistens keine Ahnung, wo es eigentlich hin ist. Und es bringt auch nichts, darüber nachzudenken, weil es nun mal einfach weg ist.

Ich meine, unwiderruflich weg, weil seit dem Guten so viel Schlechtes passiert ist, dass man sich an das Gute kaum noch erinnern kann. Das Gute ist gegangen, das Schlechte ist geblieben – und du kannst nichts dagegen tun. Deswegen bringt es auch nichts, darüber nachzudenken, wohin das Gute eigentlich gegangen ist, weil es nun mal einfach weg ist.

Natürlich denke ich trotzdem darüber nach, wohin das Gute eigentlich verschwunden ist. Wohin die gute Zeit gegangen ist, in der man gemeinsam im Bett lag und sich sagte, dass man alles schaffen kann, alles schaffen wird und in denen jede Nachricht bei WhatsApp mit einem Kuss-Emoji beendet wurde, obwohl man aus dem Alter längst schon raus ist.

Wohin die Momente verschwunden sind, in denen man dem anderen nur dabei zu sah, wie er rauchte und verliebt grinsen musste, wenn man sich bei dem Gedanken erwischte, dass dieser Mensch, der da gerade raucht, der wunderschönste Mensch der Welt ist und dass alles gerade so perfekt ist – selbst die Asche, die ihm von der Zigarette fällt und auf dem Teppichboden landet.

Was aus den Tagen wurde, in denen man nicht ohne den anderen existieren konnte, weil man nur dann wirklich glücklich war, wenn man mit ihm zusammen war. An denen man zusammen aufstand und zusammen einschlief und sich in der ganzen Zeit, die man nicht zusammen sein konnte, weil jeder noch ein eigenes Leben zu pflegen hatte, SMS schrieb, die auf Kuss-Emojis endeten, obwohl man aus dem Alter längst schon raus ist. Und natürlich über die Frage, warum die Witze, über die man gemeinsam so gelacht hat, nicht mehr so lustig sind, wenn man allein ist.

Es bleibt allerdings so: Wenn das Gute gegangen ist, dann hat man nun mal keine Ahnung, wo es eigentlich hin ist. Und es bringt auch nichts, darüber nachzudenken, weil es nun mal einfach weg ist – und jedes Nachdenken und Grübeln verursacht dann nur Schmerz, weil es nun mal unwiderruflich weg und weil seit dem Guten so viel Schlechtes passiert ist, dass es einfach nur weh tut, sich an das Gute zu erinnern und man früher oder später sowieso wieder auf dem Boden der Tatsachen landet, wo halt das Schlechte überwiegt.

Irgendwann ist das Gute einfach weg. Und ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als es bei mir das letzte Mal einfach fort ging und mir stattdessen das Schlechte schickte. An diesem Tag änderte sich alles. Wenn das Gute geht und nur das Schlechte bleibt, schreibt man sich plötzlich Nachrichten, die am Ende allenfalls das Bomben-Emoji, anstelle des altbewährten Kusssmileys, verdient hätten.

Man fängt an zu hassen, wie der andere raucht, weil er dabei so überheblich aussieht, und die Asche, die von der Zigarette fällt und auf dem Fußboden landet, macht einen nur noch aggressiv. Man will den anderen nicht mehr sehen und wünscht sich, er hätte niemals existiert, denn solange er da ist, wird man einfach nicht mehr glücklich.


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