So oft wird einem geraten: Wenn Frau sich interessant machen will, sollte sie sich rar machen. So ein Unsinn, findet unsere Autorin Katrin Bauer. Und erklärt auch, warum
Ich habe dieses Spielchen wirklich viele Jahre lang selber gespielt: je mehr mich ein Mann interessiert hat, desto unnahbarer war ich. Die Eisprinzessin war gar nichts gegen mich. Ob ich verliebt war oder nicht, erkannte man am besten daran, dass ich meinen Auserwählten so brutal ignorierte, zappeln ließ und verwirrte, dass wirklich niemand (er am wenigsten) ahnen konnte, dass ich auf ihn stand. Perfektes, kleines Spielchen. Womit wir auch schon beim Stichwort wären: Spielchen.
Wer spielt, muss auch verlieren können
Spielen macht mir Spaß, aber ich hasse es, zu verlieren. Nicht, weil das meinen Stolz kränkt, sondern weil ich eigentlich nur spiele, um nicht verletzt zu werden. Und weil das den meisten so geht, glaube ich auch nicht daran, dass dieses ganze „Willst du gelten, mach dich selten“-Ding funktioniert oder Sinn ergibt, sobald man älter als 16 ist.
Warum genau nicht? Hier sind drei sehr überzeugende Gründe:
1. Sich lieben, wie man ist
Wer sich verstellt, um gemocht zu werden, mag sich nicht, wie er ist. Das ist nicht nur logisch, sondern auch schade. Und etwas, an dem man arbeiten sollte. Denn wer will schon nur gemocht werden, wenn er sich komplett verbiegt? Eben.
2. Verstellen wird zu Verkrampfen
Wer sich permanent anstrengen muss, etwas vorzugeben, was er gar nicht ist, verkrampft komplett. Das ist nicht nur anstrengend, sondern lässt einen auch unnatürlich und wenig lässig wirken. Und das wiederum ist so unattraktiv, dass man es auch gleich bleiben lassen kann.
3. Ziel erreicht, Pech gehabt
Was passiert eigentlich, wenn der andere einen genau so toll findet? Wenn er die distanzierte, coole Eiskönigin sogar mag? Tja, dann hat man zwar sein Ziel erreicht, aber ganz schön Pech gehabt. Denn wie soll man dem Auserwählten erklären, dass die Person, in die er sich verliebt hat, leider gar nicht man selber ist? Nach und nach wird nämlich herauskommen, dass die harte Fassade eben genau das ist: Fassade und Maskerade. Und dann wird aus dem Glück mit etwas Pech noch viel mehr Pech.
So oder so: Dieses Spielchen kennt nur Verlierer. Wer geliebt werden möchte, sollte sich selber treu bleiben. Das ist oft schwerer, als man glaubt und wir alle wissen, dass es manchmal leichter ist, die Coole zu mimen. Wer sich nicht verletzlich zeigt, wird vielleicht auch nicht so schnell verletzt. Aber Halt: Wahre Gefühle entstehen eben auch nur dort, wo sie zugelassen werden. Was im Umkehrschluss heißt: Willst du gelten, zeig dich! Willst du gelten, mach dich angreifbar, zeig dein Interesse.
Ich zumindest habe mich am Ende immer in Männer verliebt, die zwar unabhängig, stolz und stark sind, die mir aber trotzdem immer gezeigt haben, wie sehr sie mich mögen und wie sehr sie meine Nähe schätzen. Und Spielchen gehören eben auf den Spielplatz. Nicht zur Liebe.