Bestseller-Autorin Elke Krüsmann untersucht die Welt der großen Gefühle. Warum ist es so schwer, den Goldrichtigen zu finden? Und wieso geben sich manche Frauen mit dem Nebendarsteller zufrieden, wo sie doch den Star verdient hätten? Ein Buchauszug
Spätestens seit C. G. Jung wissen wir, dass jeder Mensch eine weibliche und eine männliche Seite hat, und wie wichtig es ist, die gegengeschlechtliche Seite in sich zu entwickeln. Denn Frauen, die ihre männlichen Aspekte nicht fördern, bleiben kleine, abhängige Mädchen, die sich nicht selbst behaupten können. Männer, die ihre weibliche Seite nie entdecken, bleiben kleine Jungen in der Gestalt großspuriger Machos, weil sie nur so verbergen können, wie viel Angst sie vor Frauen haben.
Moderne Frauen haben ihre männliche Seite gut in ihre Persönlichkeit integriert. Überdurchschnittliche Leistungen zu bringen, macht ihnen Spaß. Sie genießen es, Einfluss zu haben und Entscheidungen zu treffen. Sie sind stolz darauf, dass sie (fast) alles, was sie sich wünschen, aus eigener Kraft erreichen können. Das Gefühl ihrer eigenen Stärke macht sie selbstbewusst.
Männer bewundern erfolgreiche Frauen. Aber sie verlieben sich in ihre urweiblichen Seiten
Ihr Selbstbewußtsein beschert diesen Frauen Erfolg im Leben. Doch genau deshalb gehen auch ihre Beziehungen zu Männern so oft schief. Denn die meisten Männer bewundern und respektieren Frauen zwar wegen ihrer Unabhängigkeit und Selbständigkeit – doch sie verlieben sich in die urweiblichen Seiten einer Frau: in ihre Weichheit und Verletzlichkeit, in ihre Sinnlichkeit und Schönheit, in ihren Charme und ihre Feinfühligkeit. Erfolgreiche Frauen haben diese weiblichen Qualitäten auch. Doch sie verstecken sie zu oft. Das hat vor allem zwei Gründe:
Einerseits ist es schlicht die Macht der Gewohnheit. Im Berufsalltag sind nun einmal männlichere Qualitäten gefragt. Für diese bekommen Frauen Anerkennung. Wer immer wieder eine Belohnung für ein bestimmtes Verhalten bekommt, bei dem setzt sich automatisch im Unbewussten die Erkenntnis fest, dass dieses Verhalten richtig ist.
Andererseits ist es aber auch die Angst, als »Weibchen« zu gelten. Beruflich erfolgreiche Frauen haben häufig Angst davor, in die Rolle ihrer Mütter und Großmütter hineinzurutschen. Weiblichkeit verbinden sie mit Schwäche. Sie realisieren nicht, dass sie die Gefahr, ein »Weibchen« zu sein, längst gemeistert haben. Sie würden in ihrer Weiblichkeit stark sein, wenn sie nur noch einen kleinen Schritt weitergingen: Sie sollten sich nicht scheuen, ihre weiblichen Seiten auch offen zu zeigen und – in Situationen, in denen es strategisch sinnvoll ist – ihre männlichen Züge im Stillen wirken zu lassen.
Wie die Hirnforschung gezeigt hat, haben Frauen ein größeres sprachliches Talent als Männer. Ist Reden deshalb weiblich und Zuhören männlich? Nein. Denn welche Eigenschaften auf uns männlich oder weiblich wirken, hängt von einem ganz anderen Merkmal ab: von dem Grad der Aktivität und Passivität des Verhaltens. Und demnach empfinden wir Reden als männlich und Zuhören als weiblich. Dass Frauen gern stundenlang telefonieren, was die meisten Männer nicht verstehen, hat einen anderen Grund. Männer tauschen fast ausschließlich sachliche Informationen aus, Frauen sprechen vor allem über komplizierte Beziehungen, über Gefühle, über andere Menschen. In gemischten Runden reden Frauen deutlich weniger als Männer. Da geben Männer den Ton an. Die Aufteilung in aktiv = männlich und passiv = weiblich ist keine Erfindung des Patriarchats, wie manche glauben. Sie ist archetypisch, gehört zu unseren angeborenen psychischen Merkmalen und spiegelt sich deshalb in den Märchen, Mythen und Sagen aller Völker wider.
Lovestory – Die 7 Geheimnisse gelingender Beziehungen
ISBN: 978-3-442-39294-0
Verlag: Mosaik