Wenn es um Ehrlichkeit geht, sind sich alle einig: Einen Partner, der lügt, will niemand. Aber sollte man nicht vielleicht manchmal nur zuhören und nichts sagen?
Der Philosoph Platon schrieb die Idee des Eros auf, nach der die Götter aus Furcht vor dem Potential des Menschen diesen in zwei Hälften schnitten. Seitdem irren die Menschen durch die Welt auf der Suche nach ihrer passenden Hälfte, um sich wieder vollständig zu fühlen. Wie romantisch!
Dieses Bild kennt keine Geheimnisse und sieht Verschmelzung als Ideal. Es geht sogar weiter als der Seelenverwandte, der in seinem Gegenüber einen Spiegel seiner selbst sucht.
Totale Verschmelzung von Zwillingen – bitte nicht!
Doch so romantisch es zunächst erscheinen mag: realistisch ist es nicht. Weder wurden wir vor der Geburt getrennt und sind nun auf der Suche nach unserem Zwilling, noch entspricht es dem Bild einer gleichberechtigten Partnerschaft, permanent Selbstbestätigung zu erhalten – oder gar einzufordern.
So verbleiben also in der Liebesheirat zwei eigenständige Persönlichkeiten, die in ihrer Verbundenheit Rituale der Liebe entwickeln, sie pflegen und dadurch gemeinsam mehr Glück erleben können als ihnen jeweils allein möglich wäre.